Derzeit sind alle mit einer Vielfalt unterschiedlichster Krisen konfrontiert, mit einer polycrisis; viele Krisen ergeben eine qualitativ größere Krise als die Summe aller Teile. So vermengen sich sektorale und systemische Krisen, anlassbedingte oder sich über längere Zeit entwickelnde Krisen. Die neue Normalität ist, so behaupte ich, Krise!
Krisenbedingte Veränderungen manifestieren sich in diskursiven Verschiebungen. Denn die Politik setzt einerseits bestimmte Maßnahmen zur Bewältigung der jeweiligen Krise, muss diese verständlich erklären und rechtfertigen; andererseits nützen Politiker*innen Krisen aus, um ihre Interessen durchzusetzen: Es kommt zu Polarisierungen, Deeskalieren scheint schwierig.
Erinnern sollten wir uns daher an Watzlawicks Thesen zur erfolgreichen (Krisen)kommunikation und diese weiterentwickeln.
„Krisen verursachen Angst, Panik, Unsicherheit und Ohnmacht. Krisen polarisieren. Der Umgang mit großer Unsicherheit fordert daher alle Beteiligten heraus; jede und jeder erwartet Handlungsanweisungen, Planung, Erklärungen und letztlich Sicherheit, also eine adäquate Krisenkommunikation. Häufig sind wir jedoch mit Panikmache, Simplifizierungen, Opfer- und Heldennarrativen und einer Suche nach Sündenböcken konfrontiert. Daher stellt sich die Frage: Sind wir auch mit einer Kommunikationskrise konfrontiert?“
Ruth Wodak
Mittwoch
19. Oktober 2022
19.00 Uhr
RadioKulturhaus,
Großer Sendesaal
Argentinierstraße 30a
1040 Wien
Laudatio von
Rudolf Scholten, Präsident des Bruno-Kreisky-Forums
Festrede von
Ruth Wodak, Universitätsprofessorin i.R., Universität Wien, Emeritus Distinguished Professor Lancaster University (UK)
Anschließendes Gespräch
Moderation:
Juliane Nagiller, Ö1
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Newsletter-Anmeldung: post@vorlesungen.wien.gv.at
Ruth Wodak ist emeritierte Distinguished Professor of Discourse Studies (Lancaster University, UK) und ordentliche Professorin in Ruhestand der Universität Wien. Abgesehen von vielen Auszeichnungen erhielt sie1996 den Wittgenstein-Preis für Eliteforscher*innen, 2010 ein Ehrendoktorat der Universität Örebro (Schweden) und 2020 ein Ehrendoktorat der Warwick University (UK). Sie ist Mitglied der British Academy of Social Sciences and der Academia Europaea. 2011 wurde ihr das Große Silberne Ehrenkreuz für Verdienste um die Republik Österreich verliehen, 2020 wurde sie zur Ehrensenatorin der Universität Wien ernannt. 2021 erhielt sie den Bruno Kreisky Preis für ihr publizistisches Gesamtwerk. Sie ist Mitherausgeberin der Peer-Review Zeitschriften Discourse and Society, Critical Discourse Studies und Language and Politics. Zahlreiche Gastprofessuren und Buchpublikationen. (http://www.ling.lancs.ac.uk/profiles/Ruth- Wodak)